Amtliche Bekanntmachungen
28.08.2011
Atombunker unter der Akademie Sankelmark wurde erstmalig für die Öffentlichkeit geöffnet
Es war der erste von vier Ausweichsitzen der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung im Kriegsfall.
Was fast 60 Jahre nach dem Bau, auch für die Bewohner der unmittelbaren Nachbarschaft, ein Geheimnis war, wurde jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht – der strahlungssichere Bunker, erster Ausweichsitz der Landesregierung bei einem eventuellen Atomschlag durch die Ostblockstaaten. In der Zeit des kalten Krieges in den 1950ger und 60ger Jahren wurden nicht nur in Sankelmark, sondern auch in Lindewitt, Schafflund und Wimmersbüll in Nordfriesland Bunkeranlagen der gleichen Art gebaut und für den gleichen Zweck.
Die Führungen, die organisiert wurden von dem Verein „Unter Hamburg e.V.“, ein ehrenamtlicher Verein zur Erforschung und Dokumentation zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte unterirdischer Bauwerke (www.unter-hamburg.de) , wurden durchgeführt von Ronald Rossig, Mitglied des Vereins und einem Zeitzeugen und ehemaligen, langjährigen Hausmeister der Bunkeranlage, Peter Weber, Jerrishoe. „Meine Frau, die für die Reinigung der Anlage verantwortlich war und ich waren „Geheimnisträger“, durften über die Bunkeranlage nicht sprechen und auch nicht in den Ostblock reisen“, konnte Weber berichten.
Die Bunkeranlage sei vollkommen autark gewesen, mit eigener Strom- und Wasserversorgung, Klima- und Belüftungsanlage sowie eigener Telefonanlage mit einem ausfahrbaren Sendemast, erfuhren die Besucher. Bei radioaktiver Strahlung mussten die Bunkerbewohner eine eigens dafür vorgesehene Reinigungs- und Duschanlage mit anschließender Schleuse passieren, bevor die Räume des Bunkers betreten werden konnten. Insgesamt erstreckt sich die Bunkeranlage über etwa 1200 m² unter dem Bettenhaus der Akademie.
„Bei einem eventuellen Atomschlag sollten Mitglieder der Regierung und Personen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung verantwortlich waren im Bunker überleben“ sagt Ronald Rossig. Wenn aber 99 % der Bevölkerung ausgelöscht seien, wer solle dann noch regiert werden, fragt der Moderator kritisch nach. Immerhin seien die Atombomben der 1960ger Jahre 60 - 70 Mal stärker als die Hiroshimabombe von 1945.
Von dem Interesse der Besucher waren die Veranstalter überrascht. Mehre hundert Besucher wurden durch die Katakomben unter der Akademie geführt. Die stündlichen Führungen mit jeweils 25 Personen waren geplant in der Zeit von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, mussten aber wegen des Andrangs bis 19.00 Uhr ausgedehnt werden. Alle Besucher hatten die Möglichkeit sich in den Räumen der Akademie über das Bildungs- und Veranstaltungsangebots dieser international bekannten Bildungsstätte zu informieren und sich bei Kaffee und Kuchen oder einem Abendbrunch zu stärken.
Fotos: Besuchergruppen wurden durch die „Katakomben“ der Akademie geführt.
Wir danken Herrn Hans A. Petersen, Oeversee, freier Mitarbeiter des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages, für die Zurverfügungstellung dieses Berichtes.