Amtliche Bekanntmachungen
02.12.2011
Von der öden Kiesgrube zum geschützten Naturwald
- © Sven Windmann
Heute vor 75 Jahren wurden die Fröruper Berge offiziell zum Naturschutzgebiet erklärt
Im Lebenslauf der Fröruper Berge, die ihren Ursprung in der letzten Eiszeit haben, ist die Zeitspanne nur ein verschwindend kleiner Punkt. Für ihre jüngere Geschichte und ihr aktuelles intaktes Erscheinungsbild hingegen sind die vergangenen 75 Jahre immens wichtig. Denn so lange, ganz genau seit dem 2. Dezember 1936, sind die Fröruper Berge offiziell anerkanntes Naturschutzgebiet. „Eine wichtige Entscheidung, denn damit konnte dem Raubbau an der Natur ein Riegel vorgeschoben werden“, sagt Dr. Cordelia Wiebe.
Die Geschäftsführerin der Schrobach-Stiftung, die seit 1998 einen Großteil der östlich der Gemeinde Oeversee gelegenen Flächen besitzt, weiß die Bedeutung dieses Jubiläums durchaus einzuordnen. Denn während die Fröruper Berge bis in die 1930er Jahre durch umfangreichen Kiesabbau akut in ihrer Existenz bedroht waren, sind sie inzwischen zu einem Naturwald mit besonders hoher Artenvielfalt und hohem Naherholungswert geworden.
Hauptverantwortlich für die Einrichtung eines Naturschutzgebietes, das zunächst 88 Hektar umfasste, war damals der Flensburger Naturkundler Professor Walther Emeis. „Seine Original-Briefe liegen noch heute in den Akten bei der unteren Naturschutzbehörde des Kreises und zeigen, wie intensiv er sich für die Fröruper Berge eingesetzt hat. Innerhalb kürzester Zeit hat er das Naturschutzgebiet dann auch eingetütet“, sagt Britta Gottburg, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Wiebke Sach vom Naturschutzverein Obere Treenelandschaft einen Großteil des Gebietes betreut. „Die Erdgeschichte, die naturkundliche Vielfalt und das eindrucksvolle Landschaftsbild“ der Fröruper Berge galt es laut Emeis’ Niederschriften zu erhalten.
Bis Anfang der 1960er Jahre bedeutete der Schutzgebiet-Titel allerdings noch lange nicht das, was man heutzutage damit verbindet. Denn Torfabbau in den Mooren der Fröruper Berge war als Brennstoffgewinnung für die Anwohner an der Tagesordnung. Zudem hatten die Alliierten die niedrigen Wasserflächen im Südteil genutzt, um dort im großen Stil Munition zu sprengen – mit dem Ergebnis, dass der Kampfmittelräumdienst bis heute das Gebiet nach Munitionsresten absucht und dabei auch stets fündig wird.
Oeversees Bürgermeister Hans-Heinrich Jensen-Hansen hat an beide Begebenheiten noch lebhafte Erinnerungen. „Ich war mit meinem Großvater hier noch zum Torfstechen, damals wurden viele Flächen zudem wirtschaftlich genutzt. Und beim Spielen haben wir Kinder immer wieder auch Granaten gefunden. Das war nicht ungefährlich“, sagt er. Auch an Geschichten von Munitionsresten, die im Torf versteckt waren und auf diesem Wege „in so mancher Küche“ für unerwartete Explosionen gesorgt haben, könne er sich noch gut erinnern.
Heute hingegen seien die Fröruper Berge laut Jensen-Hansen ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner der Gemeinde aber auch für zahlreiche Gäste aus der gesamten Region. Geschützte Pflanzen wie der Sonnentau oder das gefleckte Knabenkrau sind hier inzwischen ebenso heimisch wie seltene Tiere, etwa Kammmolche, Schwarzspechte oder Kraniche. Inzwischen wurde das gesamte Schutzgebiet, insbesondere durch Kaufinitiativen der Kieler Schrobach-Stiftung, auf stolze 250 Hektar erweitert. Im Rahmen des Projektes „Natura 2000“ wurde es als sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) der EU angemeldet und soll schon bald ein zentraler Teil des geplanten Naturschutzgebietes „Obere Treenelandschaft“ werden.
Einhergehend mit den wechselnden ökologischen Ansichten innerhalb der vergangenen 75 Jahre haben sich nach und nach auch die Naturschutz-Konzepte in den Fröruper Bergen geändert. Trimmpfade wurden eingerichtet und wieder zurückgebaut, ebenso befestigte Park- oder Spielplätze. Heute setzt man ganz auf einen Naturwald, der sich selbst reguliert. Die entsprechenden Umbauarbeiten dafür sind bereits weit fortgeschritten. Konkret bedeutet das unter anderem die Vernässung von Moorflächen und das Entfernen von Nadelbäumen und anderen „standortfremden“ Bäumen. Eichen und Buchen sollen das Bild bestimmen.
„Ein Naturwald mit viel Alt- und Totholz ist uns ungemein wichtig“, sagt Cordelia Wiebe. Allerdings gebe es in diesem Punkt noch ein „kleines Problem“ – das der Sicherheit auf den Wanderwegen. „Wir können nicht an jedem kleinen Pfad, den es hier gibt, die alten Äste abschneiden, damit Spaziergänger nicht in Gefahr geraten“, erklärt sie. Deswegen werde in Zukunft mit entsprechenden Warnschildern darauf aufmerksam gemacht. Jedoch werde der vier Kilometer lange Haupt-Rundwanderweg regelmäßig kontrolliert und gesichert. „Das ist ein guter Kompromiss, um Naturerlebnis und natürliche Entwicklung im Einklang zu belassen“, sagt Wiebe.
Wir danken Herrn Sven Windmann, Redakteur des Flensburger Tageblatts, für die Zuverfügungstellung dieses Berichtes.
Erscheinungstag im Flensburger Tageblatt am 02.12.2011