Das Ringreiten
Die Deutsche UNESCO-Kommission hat die Tradition des Ringreitens in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Unter dem Titel „Immaterielles Kulturerbe“ sammelt die UNESCO mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, darstellende Künste, Wissen und traditionelle handwerkliche Fertigkeiten.
Beim Ringreiten müssen die Teilnehmer vom Pferderücken aus im Galopp mit einer stumpfen Lanze Ringe aufspießen. Die Ringe werden dabei über der Reitbahn aufgehängt. Wer die meisten Ringe sticht, gewinnt den Wettbewerb. Rund um die Spiele haben sich Feste und Umzüge mit eigenen Ritualen und Bräuchen gebildet.
Das Ringreiten entstammt der bäuerlichen Pferdewirtschaft. Laut alten Protokollbüchern wurde 1920 der Ringreiterverein Oeversee gegründet. Das erste Vereinslokal war der Kirchkrug zu Oeversee. Mitglied konnte laut Satzung nur werden, wer in Oeversee, Frörup, Augaard oder Juhlschau wohnte. Das Ringreiten und das Ringreiterfest fanden meistens am 2. Pfingsttag statt.
Vor Beginn der Wettkämpfe wurde der amtierende König zu Hause abgeholt. Die Teilnehmer begleiteten die Musik und eine Kutsche zum Hof des Königs, wo es immer einen kleinen Umtrunk gab. Dann ging es durch das ganze Dorf zum Festplatz.
Auf dem Festplatz warteten schon die Zuschauer, die Eintritt bezahlen mussten. Dieser betrug damals 30 Pfennige für Erwachsene und 5 Pfennige für die Kinder. Die Kinder standen an den Begrenzungen der Wettkampfbahnen und schauten sich alles ganz genau an.
Neben dem Ringstechen gab es noch das Trab-Reiten, das Stab-Reiten und ein Geschicklichkeit-Reiten.
Beim Trab-Reiten ging es um Schnelligkeit. Es musste im Kreis geritten werden und der schnellste Reiter war Sieger.
Das Stab-Reiten ist zu vergleichen mit dem Stuhltanz bei den damaligen Tanzvergnügen. Die Reiter ritten im Kreis um die in die Erde gesteckten Lanzen herum, wobei die Anzahl immer eine Zahl niedriger war, als die der Teilnehmer. Die Musik spielte und wenn sie plötzlich aufhörte, musste jeder versuchen eine Lanze zu ergattern. Wer keine ergatterte, war raus. Dann wurde eine Lanze entfernt und das Spiel begann wieder. Sieger war derjenige, der als Letzter nach blieb.
Beim Geschicklichkeit-Reiten wurde mit einem Glas Wasser geritten. Sieger war derjenige, der zum Schluss am meisten Wasser in seinem Glas hatte.
In späteren Jahren gab es auch ein sogenanntes Zitronen-Reiten, bei dem Zitronen aus einem Wassereimer geholt werden mussten und zwar mit dem Mund. Da hieß es dann beim Eimer vom Pferd steigen, Kopf ins Wasser, Zitrone herausholen, abgeben und wieder rauf aufs Pferd.
Zum Schluss der Veranstaltung wurde dann der König ermittelt.
Wegen der geringen Zahl von Pferden in der Kriegs- und Nachkriegszeit löste sich der Ringreiterverein auf und die wenigen verbliebenen Mitglieder schlossen sich 1949 dem Gesangsverein an.
In Schleswig-Holstein gibt es heute rund 300 aktive Vereine mit etwa 9000 Mitgliedern, die zwischen Mai und August Turniere mit Festumzügen organisieren.