Mit Pferd und Wagen von Frörup nach Flensburg
Arbeitspferde waren für die Industrialisierung im 19. Jh. von besonderer Bedeutung.
Gewerbsmäßige Fuhrleute, Fabrikanten, Handwerker, Landwirte, Bäcker, Metzger, Milch- und Lebensmittelhändler, bedienten sich zum Warentransport des Pferdewagens.
In der Oeverseer Chronik erinnert sich Fedder Thomsen an eine Mitfahrt, von Frörup nach Flensburg, mit seinem Großvater. Er war Bierbrauer und hatte ein Fuhrunternehmen. Jahrelang betrieb er einen regelmäßigen Stückgutverkehr zwischen Frörup und Flensburg mit Pferd und Rollwagen:
In aller Herrgottsfrühe ging es los, denn für die paar Kilometer von Frörup nach Flensburg und zurück war der Tag gerade lang genug. Großvaters Stückgutskunden waren alle möglichen, am Weg liegende Geschäfte. In Frörup zählte dazu der Bäcker, nur Peter „Bäcker“ genannt. Dazu kam das Kaufhaus von Ludwig Thomsen gleich nebenan. Hier gab es Textilien, Kurzwaren, Produkte für Handwerk und Landwirtschaft, sowie Kohlen. Dann ging es aus dem Dorf heraus an Frörupkrug und dem Pastorat vorbei nach Oeversee hinein.
In Oeversee fuhren wir den Bäcker an, den Maler, zwei Höker, den Kirchkrug und den glasäugigen Schmied. Jetzt ging es weiter auf der Hauptchaussee, deren Fahrbahn aus Pflastersteinen bestand. In Bilschau fuhren wir die Meierei und die Gastwirtschaft an, bevor es vorbei am „Krug zum grünen Kranze“ durch Jarplund hindurch in die Stadt hinein ging.
Landwirtschaftsschule und die Gaststätte „St. Pauli“ wurden passiert. Über die Bahnhofsbrücke ging es den Schleswiger Berg hinab in die Rote Straße. Unser Ziel war „Stahnkes Gasthof“. Hinter einer Durchfahrt lag der Hof mit Stallungen für die Pferde und Lagerräumen. Nun konnte „Max“ sich erst einmal erholen. Die Kutscher gingen in die Wirtschaft und verzehrten die mitgebrachte Wegzehrung.
In den Ausspann lieferten die Firmen das Stückgut an, das auf der Rückfahrt mitgenommen werden sollte. Einige Kunden wurden noch in der Stadt angefahren, bevor es zurück ging.
Die Rückfahrt stellte das Pferd vor besondere Anforderungen, musste es doch den schweren Wagen auf die westliche Höhe hinaufziehen. Wenn diese Klippe geschafft war, ging es gemächlich Schritt für Schritt wieder Heimwärts. Hier und da wurde nicht nur abgeladen, sondern auch zu einem kurzen Klönschnack reingeschaut.
Eine weitere Klippe gab es am Sankelmarker Berg zu meistern, aber auch die schaffte das brave Pferd.
Vom Kutschbock aus eröffnete sich mir der Blick auf die Kriegsdenkmäler, die an die Schlacht von 1864 mit ihren vielen Toten auf beiden Seiten erinnern. So lernte ich frühzeitig Schleswig-Holsteinische Geschichte und wusste, was es mit dem Marsch der Flensburger Kaufleute nach Oeversee am 6. Februar jeden Jahres auf sich hatte.
Am späten Nachmittag waren wir wieder zu Hause. Ein solch anstrengender Tag in der frischen Luft machte natürlich müde und bald nach dem Abendessen ging es ab in Omas Bett.
Foto: Milchwagen mit Kutscher Broder Asmussen